herausgegeben von Petra Feuerstein-Herz und Stefan Laube
Ausstellungskatalog der Herzog August Bibliothek Nr. 98
2016, unveränderter Nachdruck 2014. 392 S. mit 198 Farbabb.
ISBN: 978-3-447-10251-3
Hardcover, in unseren Häusern und über unseren Kommissionsverlag erhältlich: € 39,80
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Die Alchemie eröffnet uns ein faszinierendes Wissensfeld der Theorie und Praxis. Bis heute ist vor allem das Bild der Alchemie als Goldmacherei im kulturellen Gedächtnis lebendig geblieben. Indessen vereinigt sie zwei an sich grundverschiedene Konzepte: Einerseits die Vorstellung einer heiligen Natur, übersät von über sich selbst hinausweisender und miteinander in Beziehung stehender Zeichen, der sich der Mensch mit Ehrfurcht zu nähern habe; andererseits ein forschendes Interesse, das ihre Elemente isoliert, präpariert und ihre Beziehungen aufdeckt. Die Alchemie verbindet unter ihrem Namen ein spekulatives, von Theologie und Philosophie, zuweilen auch von magischem Denken getragenes Naturverständnis ebenso wie eine mit den Verfahren der Beobachtung, des Experiments bzw. der „Probierkunst“ operierende empirische Wissenspraxis, auf die die moderne Naturwissenschaft aufbauen konnte. Wenn es auch nicht gelingen konnte, Blei zu Gold zu veredeln oder die Formel der Unsterblichkeit zu finden, bahnten sich in alchemischen Laboratorien Wege zur Chemie. Die Suche nach dem Stein der Weisen führte in Bergbau, Metallurgie und Töpferei zu heute noch wirksamen praktischen Entdeckungen: Die Destillation von Alkohol geht auf alchemische Versuche zurück. Alchemiker entdeckten Schwefel- und Salpetersäure und Ammoniak. Auch die Erfindung des Porzellans in Europa wäre ohne das alchemische Laboratorium nicht denkbar gewesen. Alchemie war aber weitaus mehr: Viele ihrer Vertreter fühlten sich von der Aussicht, materielle Reichtümer anzuhäufen, kaum berührt, ging es doch für sie darum, den inneren Aufbau der materiellen Welt zu durchschauen. In der frühen Neuzeit waren „faustische“ Menschen keine Seltenheit. Die Ausstellung „Goldenes Wissen“ zeigte aus dem reichen Fundus der Herzog August Bibliothek in repräsentativer Breite Text- und Bildquellen aus 300 Jahren Alchemiegeschichte: Beginnend mit illuminierten Handschriften aus dem frühen 15. Jahrhundert, endete sie mit dem 18. Jahrhundert, als sich der rational-objektive Zugang zur Welt fest zu etablieren beginnt.