Theologische und juristische Werke sowie antike und patristische Schriften bilden den Schwerpunkt der im zweiten Katalogband beschriebenen 81 mittelalterlichen Helmstedter Handschriften. Zwei weitere Handschriften und 40 Fragmente meist liturgischer Texte, die sich bis heute im Helmstedter Juleum befinden, werden hier erstmals der Forschung zugänglich gemacht. Der wissenschaftliche Bearbeiter Dr. Bertram Lesser erfasst bibliographische Daten wie Beschaffenheit, Größe und Umfang des Objekts aber auch die Gliederung des Inhalts und die Spezifika der unikalen Bände. Weiterführende Informationen zur Geschichte der Sammlung und der Herkunft der Handschriften und Fragmente gibt die vorangehende Einleitung. „Die Erschließung mittelalterlicher Handschriften ist eine der abwechslungsreichsten Aufgaben der historischen Forschung“, beschreibt Lesser seine Tätigkeit. „Jede Buchhandschrift ist einzigartig und eröffnet gleichsam ein Fenster ins Mittelalter, das in vielerlei Hinsicht gar nicht so fremd oder dunkel ist, wie gern angenommen wird.“

Die von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderte Neukatalogisierung der mittelalterlichen Helmstedter Handschriften begann im September 2001. In den ersten drei Projektphasen wurden 450 Handschriften erschlossen, 150 weitere werden innerhalb der laufenden vierten Projektphase folgen. Der ersten Katalogband der mittelalterlichen Helmstedter Handschriften fasste die bis 2012 vorliegenden Ergebnisse zusammen. Den Druck des zweiten Katalogbandes förderte die Curt Mast Jägermeister Stiftung und ermöglichte so die Publikation rechtzeitig zum Ende des Jubiläumsjahres „450 Jahre Herzog August Bibliothek“.

Die von Herzog Julius ursprünglich als herzogliche Hofbibliothek in Wolfenbüttel angelegte und im Jahr 1618 in die Universitätsbibliothek Helmstedt überführte Sammlung der Helmstedter Handschriften besteht zu großen Teilen aus Beständen niedersächsischer Klosterbibliotheken, die bereits kurz nach der Gründung der Bibliothek im Jahr 1572 nach Wolfenbüttel überführt wurden. Hinzu kamen im Jahr 1597 weitere 200 Handschriften und Fragmente aus dem Nachlass des Kirchenhistorikers Matthias Flacius Illyricus. Bände aus dem herzoglichen Privatbesitz und aus Ankäufen komplettieren die Bestandsgruppe.

Die Tiefenerschließung der Handschriften erfolgt nach den Richtlinien der DFG, die Katalogisate werden im XML-Format erstellt und online publiziert. Die im zweiten Band enthaltenen Beschreibungen der Helmstedter Handschriften sind auch in der Handschriftendatenbank der HAB veröffentlicht. Hier finden sich zudem Digitalisate und Beschreibungen vieler weiterer wertvoller Objekte aus dem Bestand der HAB:

https://diglib.hab.de/?db=mss&list=project&id=Katalogisierung%20der%20mittelalterlichen%20Helmstedter%20Handschriften%20Teil%20II

BU: Buchcover „Die mittelalterlichen Helmstedter Handschriften der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel. Band 2“.

BU: Evangeliar aus dem Kloster St. Ludgeri in Helmstedt, Beginn des Markusevangeliums (Cod. Guelf. 321 Helmst., Bl. 53r). Foto: HAB