Das Forschungsprojekt von Ieva Höhne widmet sich der Herausarbeitung des kritischen Potenzials der religionsphilosophischen Überlegungen Edward Herberts von Cherbury (1583-1684) – eines bisher wenig und eher einseitig beachteten Denkers –, und der Frage nach der Annäherung seiner Ideen an die offen radikaleren Stränge der Religionskritik im 18. Jh. Die dabei zu prüfende These, dass Herberts Religionsphilosophie einen Prototyp einer säkularen Vision vom politischen und gesellschaftlichen Zusammenleben darstellt, geht über den bisherigen Fokus auf seine persönlichen religiösen Überzeugungen und die diskurshistorisch behandelte Frage, ob er ein Theist gewesen ist, hinaus. Sie fragt nach dem konsequenten Weiterdenken Herberts theologischer Postulate in Absehung von seinen zeitpolitischen Bedenken, affektiven Momenten und unreflektierter Fortsetzung traditioneller Muster. Im Rahmen des Forschungsaufenthalts vom 1.10.2023 bis 31.3.2024 soll eine systematische Analyse des theoretischen Gehalts Herberts Einstellungen zur Offenbarung und ihres Verhältnisses zu dem ,,natürlichen Instinkt“ unternommen werden. Sie soll eine Einschätzung nahelegen, inwiefern die bis auf die Antike zurückgehende Bemühung um die Vermittlung zwischen Glauben und Wissen in Herberts natürlicher Form der Religion zugunsten des Letzteren ausgetragen wird und damit der späteren Radikalaufklärung näherkommt, als gemeinhin gedacht.