Außer den geschlossen aufgestellten Beständen, die ausschließlich Musikalien und Musiktheorie enthalten (Signaturenbereich „Mus[ica]“), und dem Handschriftenfonds „Musica-Handschriften“ („Mus. Hdschr.“) existiert eine umfangreiche Librettosammlung. Weitere Musikalien, Musiktheorie, Liturgica, Gesangbücher, Libretti, Musikhistoriographie etc. befinden sich auch noch in allen anderen Bestandsgruppen.
Handschriften
Musikhandschriften der gesamten europäischen Musikgeschichte von der Einstimmigkeit bis zur Vorklassik finden sich in den Handschriftengruppen Helmstadienses, Augustei, Gudiani, Blankenburgenses und Novissimi. Darunter das Mindener Graduale (1008 Helmst.), die beiden Handschriften „W1“ und „W2“ mit dem Repertoire der frühen Polyphonie der Kathedrale Notre Dame zu Paris (628 Helmst. und 1099 Helmst.), der Wolfenbütteler Chansonnier (287 Extrav.), das Chorbuch Wilhelms IV. von Bayern (A Aug. 2°), die Lautentabulaturen Philipp Hainhofers (18.7–18.8 Aug. 2°), das Partiturbuch des Jakob Ludwig (34.7 Aug. 2°) und die Erstfassung der Johannes-Passion von Heinrich Schütz (1.11.1 Aug. 2°).
Die ausschließlich neuzeitliche Notenmanuskripte umfassenden „Musica-Handschriften“ bilden eine fachlich geschlossene Gruppe.
Verzeichnung: Die Musikhandschriften, die sich nicht im Fonds „Musica-Handschriften“ befinden, sind im Rahmen der sukzessiven Katalogisierung der Handschriftenbestände der Herzog August Bibliothek erschlossen (siehe Handschriftendatenbank).
Emil Vogel: Die Handschriften nebst den älteren Druckwerken der Musik-Abtheilung der Herzogl. Bibliothek zu Wolfenbüttel, Wolfenbüttel 1890 (Die Handschriften der Herzoglichen Bibliothek zu Wolfenbüttel, Abt. 8).
Répertoire international des sources musicales: RISM-OPAC.
Drucke
Die separate Aufstellung der Musikdrucke ist ein bibliothekarisches Konstrukt des 19. und 20. Jahrhunderts. Die drei hauptsächlichen Segmente, die den Altbestand der Herzog August Bibliothek bilden, spiegeln sich in der Musiksammlung wider: Die Bibliothek der Universität Helmstedt (Helmstedter), die Bibliothek Herzog Augusts d. J. von Braunschweig-Lüneburg (Augusteer) und die Mittlere Aufstellung der Herzoglichen Bibliothek. Besondere Schwerpunkte sind die Werke von Michael Praetorius und Heinrich Schütz, dazu etliche Unica der frühen Kammermusik des 17. Jahrhunderts, Gesangbücher mit Noten und theoretische Werke des 16. und 17. Jahrhunderts sowie zahlreiche Tabulaturen.
Zu diesen drei Hauptsegmenten kommen zwei kleinere Bestände: Die 1960 erworbene Musikaliensammlung der Cantorey Sancti Stephani zu Helmstedt („Musica Steph[ani]“) besteht aus geistlicher Musik des 17. Jahrhunderts, die im Gottesdienst der als Universitätskirche genutzten Kirche St. Stephani erklang. Der Bestand „Musica coll[ectoris] inc[erti]“ ist ungeklärter Herkunft und beinhaltet vor allem Werke des 16. und 17. Jahrhunderts.
Die Herzog August Bibliothek besitzt außer diesen Musikdrucken eine rund 1.700 Titel umfassende Sammlung von Textbüchern des Musiktheaters, die z. T. separat (Signaturengruppe „Textb.“), z. T. über den allgemeinen Bestand verteilt aufgestellt ist.
Verzeichnung: Musik. Alte Drucke bis etwa 1750, beschrieben v. Wolfgang Schmieder unter Mitarb. v. Gisela Hartwieg, Frankfurt a. M. 1967 (Kataloge der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel 12-13).
Daniela Garbe: Das Musikalienrepertoire von St. Stephani zu Helmstedt. Ein Bestand an Drucken und Handschriften des 17. Jahrhunderts, Wiesbaden 1998 (Wolfenbütteler Arbeiten zur Barockforschung 33).
Libretti. Verzeichnis der bis 1800 erschienenen Textbücher, zusammengest. v. Eberhard Thiel unter Mitarb. v. Gisela Rohr, Frankfurt a. M. 1970 (Kataloge der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel 14).
Weiterführende Literatur zur Sammlung
- Verklingend und ewig. Tausend Jahre Musikgedächtnis 800–1800, hg. v. Susanne Rode-Breymann und Sven Limbeck, Wolfenbüttel 2011
- Sven Limbeck: Schichtung und Profil. Die Musiksammlung der Herzog August Bibliothek und ihre Provenienzen, in: Musiksammlungen in den Regionalbibliotheken Deutschlands, Österreichs und der Schweiz, hg. v. Ludger Syré (ZfBB Sonderbd. 116), Frankfurt a. M. 2015, S. 375-389.