herausgegeben von Michele C. Ferrari und Beat Kümin
Wolfenbütteler Forschungen Bd. 146
2017. 280 S. mit 20 s/w-Abb.
ISBN: 978-3-447-10488-3
Preis: € 62,-
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In den letzten Jahrzehnten hat die Pfarrei als strukturierende Einheit europäischer Territorien der Vormoderne zunehmend Aufmerksamkeit geweckt. Sie war nicht nur ein kirchenrechtlich (verhältnismäßig schwach) definiertes Gebilde, sondern ein lebendiger Ort des Austausches, in dem institutionelle Konzepte, wirtschaftliche Interessen, soziale Bewegungen und kulturelle Strömungen verhandelt wurden. Die Pfarrei bildete die Nahtstelle zwischen den Kirchenoberen und dem Laienvolk und ihr kam deswegen ­eine vitale, gesellschaftliche Rolle zu. Besonders wichtig war ihre Funktion zur Identitätsbildung lokaler Gemeinschaften, die sich um eine nicht selten eigens gebaute Pfarrkirche versammelten und regen Einfluss auf die Ausstattung des Gotteshauses, die Besetzung der Stellen und die Güterverwaltung nahmen. Der Band enthält neben einer Einführung in die Thematik acht Aufsätze in vier Sprachen. Er möchte einen eigenen Beitrag zur Erforschung des Niederkirchen­wesens der Vormoderne leisten, indem zum einen eine dezidiert euro­päische Perspektive gewählt wurde (die Autoren behandeln die deutschsprachigen Teile Europas, England, Frankreich, Ungarn und Italien), zum anderen aber ein besonderer Akzent auf die kulturellen Errungenschaften der Pfarreien bis zum 16. Jahrhundert fällt (Kirchenbau und Architektur, Buchwesen, Musikpflege).