herausgegeben von Sven Kuttner und Peter Vodosek
Wolfenbütteler Schriften zur Geschichte des Buchwesens Bd. 50
2017. 324 S. mit 32 s/w-Abb.
ISBN: 978-3-447-10720-4
Preis: € 74,-
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Unter dem Titel „Volksbibliothekare im Nationalsozialismus – Handlungsspielräume, Kontinuitäten, Deutungsmuster“ fand vom 28. bis 30. September 2015 die Jahrestagung des Wolfenbütteler Arbeitskreises für Bibliotheks-, Buch- und Mediengeschichte statt. Die Veranstaltung, deren Vorträge der vorliegende Sammelband in überarbeiteter Fassung vereint, griff bewusst in Struktur, methodischem Zugang und Fragestellungen die Jahrestagung des Wolfenbütteler Arbeitskreises für Bibliotheks-, Buch- und Mediengeschichte von 2009 in Weimar auf, die die Wissenschaftlichen Bibliothekare während der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft thematisierte (s. Bd. 46 dieser Schriftenreihe). Den Mittelpunkt der Tagung bestimmte die Leitfrage, welche Handlungsspielräume Volksbibliothekare unter den spezifischen Existenzbedingungen des Unrechtsregimes nutzen konnten. Mit der Analyse der Aktionshorizonte war zudem die zentrale Problematik verbunden, inwieweit ein staatliches Interesse an der ideologischen Aneignung des Mikrokosmos „Öffentliche Bibliothek“ mit seinem sozialen Nischencharakter überhaupt bestand, oder ob die Protagonisten der Berufswelt bewusst die Integration in die Systembedingungen der Diktatur suchten, weil sie sich von einer Annäherung existentielle Vorteile versprachen bzw. gar aus politischer Überzeugung die Nähe zur Staatsmacht suchten. Neben einem einführenden Überblick zum Forschungsstand sowie zur Quellenlage stehen paradigmatisch acht biographische Annäherungsversuche an namhafte Volksbibliothekare im Zentrum; ihre Bekanntheit basiert dabei weniger auf ihrer praktischen Büchereiarbeit vor Ort als vielmehr auf ihrer Funktionärsprominenz über die Grenzen des Öffentlichen Büchereiwesens hinweg. Den besonderen Bedingungen des konfessionellen Büchereiwesens unter den Bedingungen der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft widmen sich ergänzend zwei Beiträge. Mit dem Blick auf zwei österreichische Protagonisten sowie den Verhältnissen in Dänemark während der deutschen Besatzung wird abschließend der Thematik unter dem Aspekt der Anschluss- bzw. Okkupationssituation Rechnung getragen.