In seinen „Briefen eines russischen Reisenden“ und den von ihm nach der Französischen Revolution von 1789 herausgegebenen Periodika informierte er über die Literatur, die Geistesströmungen, die Sitten sowie die politischen Ereignisse in West- und Mitteleuropa. Dort wiederum wurde Karamzin durch Übersetzungen seiner Prosatexte und Dichtungen bekannt. Er galt als namhaftester russischer Schriftsteller. Die realen Umstände seiner Reise nach Deutschland, in die Schweiz, nach Frankreich und England 1789/90, auf der er mit I. Kant, F. Nicolai, K. Ph. Moritz, J. G. Herder, Ch. M. Wieland, J. C. Lavater und Ch. Bonnet Gespräche führte, werden der fiktiven Darstellung des Reisenden in den Briefen gegenüber gestellt.

Bei dem 1803 vom Zaren zum Reichshistoriographen berufenen Karamzin ist der Übergang von einer rhetorischen zu einer quellenfundierten wissenschaftlichen Geschichtsschreibung nachweisbar. Er orientierte sich an dem Bedürfnis seiner russischen Leser, eine „nationale Erzählung“ über die historischen Anfänge und den Aufstieg des Landes geliefert zu bekommen. Die europäischen Gelehrten erwarteten von ihm eine quellengestützte Darstellung der frühen Geschichte des euroasiatischen Reiches. Karamzin schuf ein Netzwerk in- und ausländischer Helfer, die in Bibliotheken und Archiven, so auch in Wolfenbüttel, Quellen einsahen und kopierten. Seine zwölfbändige „Geschichte des russischen Staates“ erscheint wegen ihrer literarischen Gestaltung noch heute als Klassiker.

Erstmals wird Karamzins Aufzeichnung „Über das alte und das neue Russland“ (1811) als ein Schlüsseldokument russischen Denkens in deutscher Sprache herausgegeben. Das Manuskript der Monographie soll 2018 eingereicht werden.

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Finanzierung: Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)
Laufzeit: April 2009 - März 2013
Projektbeteiligte: Dr. Michael Schippan (Bearbeiter), Prof. Dr. Ulrike Gleixner (Kontakt)