In der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts führte die Erfindung des Buchdrucks mit beweglichen Lettern zu einem grundlegenden Wandel der Medienkultur: Gedruckte Texte konnten im Vergleich zu handschriftlichen mit bedeutend weniger Aufwand in sehr viel höheren Stückzahlen produziert werden. Bücher veränderten sich aber auch in ihrer äußeren Erscheinungsform. Wie vielfältig sich die Entwicklung des Buchdrucks gestaltet, zeigte die Ausstellung Ausdrucksvoll. Streifzüge durch die Buchgeschichte mit Exponaten aus dem 15. bis 17. Jahrhundert.
Frühe Drucke veranschaulichen die Übergänge von der handschriftlichen Tradition zum gedruckten Buch. Der Buchdruck nahm mit Johannes Gutenberg von Mainz seinen Ausgang und verbreitete sich in wenigen Jahrzehnten in Europa. Neben Stücken aus den deutschen Zentren waren Bücher aus Italien, Spanien, Frankreich und den Niederlanden in der Ausstellung zu sehen, die die innovative Textgestaltung im 16. und 17. Jahrhundert veranschaulichen.
Die materiale Gestaltung des Bucheinbandes ermöglicht noch vor dem Lesen einen sinnlich erfahrbaren Eindruck. Mit detailreichen und kostbaren Buchhüllen aus der Renaissance und dem Barock näherte sich die Ausstellung dem Buch daher zunächst von außen. Mit dem Öffnen des Buches richtet sich die Aufmerksamkeit auf das Material der Bedruckstoffe. Gleichzeitig werden Typografie und Satz thematisiert. Beispiele verdeutlichen die allmähliche Herausbildung von Titelblättern und anderen Begleittexten, wie Inhaltsverzeichnis und Register.
Beim Lesen wirkt nicht nur der Inhalt des Geschriebenen auf uns, sondern auch der Auftritt des Textes: Die Gestaltung und die Anordnung der Textelemente auf den Buchseiten haben Einfluss auf die Entfaltung von Sinn. Drucke aus drei Jahrhunderten führen uns vor Augen, dass nicht nur die technischen Produktionsbedingungen bedeutend waren. Auch Ansprüche an die Lesbarkeit und ästhetische Aspekte beeinflussten die Vervielfältigung von Schriften.
Die Typografie, der Aufbau der Buchseiten wie auch Schmuck und Illustrationen orientierten sich zunächst an von Hand geschriebenen und illuminierten Büchern der mittelalterlichen Buchmalerei. Mit der Weiterentwicklung der druckgrafischen Techniken bildeten sich aber bald eigene ästhetische und pragmatische Gestaltungsgrundsätze heraus.
Die Ausstellung wurde vom 21. Februar – 13. Oktober 2019 in der Augusteerhalle, der Schatzkammer, dem Kabinett und dem Malerbuchraum der Bibliotheca Augusta gezeigt.