herausgegeben von Hole Rößler
Ausstellungskatalog der Herzog August Bibliothek Nr. 99
2017. 408 S. mit 208 Farbabb.
ISBN: 978-3-447-10712-9
Hardcover, in Kommission beim Harrassowitz Verlag Wiesbaden: € 39,80
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Martin Luther ist eine Zentralgestalt der deutschen Erinnerungskultur. Denkmäler, Kirchen- und Straßennamen, Zeitschriften, Bücher und Comics, Postkarten, Briefmarken und Münzen – nicht zuletzt Feiern und Ausstellungen halten das Andenken an den Reformator im öffentlichen Raum präsent. Aber an wen wird eigentlich erinnert? Wer war Martin Luther? Auf diese nur scheinbar triviale Frage sind in den vergangenen 500 Jahren sehr unterschiedliche Antworten gegeben worden. Noch zu Lebzeiten wurde aus der Person Martin Luther eine Figur, die nicht nur Gegenstand von kultischer Verehrung und erbitterter Anfeindung war, sondern in wechselnden sozialen, politischen und ökonomischen Zusammenhängen als Instrument der Legitimierung und Medium der Identitätsstiftung ­diente. Daraus entstand eine Vielzahl von Lutherbildern, die zum Teil bis heute wirksam geblieben sind: Heiliger, Ketzer, Prophet, Antichrist, Kirchenvater, Kirchenspalter, Aufklärer, Antisemit, Genie, Scharlatan, Nationalheld, Fürstenknecht. Die Ausstellung „Luthermania – Ansichten einer Kultfigurlegt die frühneuzeitlichen Wurzeln moderner Lutherbilder frei. Anhand zahlreicher Exponate aus dem Bestand der Herzog August Bibliothek sowie einiger Leih­gaben werden die vielfältigen „Ansichten“, die es auf und über Luther gab, und die ihnen zugrundeliegenden Absichten greifbar. In vier Sektionen werden Bücher, Bilder und Objekte gezeigt, die dazu beitrugen, aus Luther einen Heiligen, den Teufel, eine Marke oder den Deutschen zu machen. Wie viel Luther in ihnen steckt, ist zu verschiedenen Zeiten je anders beurteilt worden. Und so ist auch diese Ausstellung nur eine Etappe im fortdauernden Prozess von Konstruktion und Dekonstruktion dessen, was Martin Luther für die Nachwelt bedeutet.