Die Lessing-Akademie lädt zu einer Lesung mit Susanne Maierhöfer und Yvonne Werner-Mees in das Lessinghaus ein. Vorgetragen werden Auszüge aus Lessings Theaterstück »Der junge Gelehrte« anlässlich der Erstaufführung vor 275 Jahren. Manuel Zink kommentiert die Lesung und gibt einen Einblick in Lessings frühe Schaffensphase.

»Der junge Gelehrte« war Lessings Eintrittskarte in die damalige Theaterwelt. Die erste Aufführung im Januar 1748 in Leipzig wurde zum Achtungserfolg und Lessing erstmals einer breiteren Öffentlichkeit bekannt. Friederike Caroline Neuber, deren landesweit bekannte Schauspieltruppe damals in Leipzig spielte, gefiel das komisch-intelligente Lustspiel außerordentlich und nahm es auf den Spielplan.

Nach dem Vorbild der sogenannten Sächsischen Typenkomödie nimmt Lessing in »Der junge Gelehrte« den nach Ruhm und Anerkennung strebenden Wissenschaftler aufs Korn. Damis, ein junger Gelehrter, verkriecht sich in sein Studierzimmer und will von der Alltagswelt nichts wissen, schon gar nicht vom Wunsch des Vaters, der ihn mit der attraktiven Juliane verheiraten will.

Lessing verarbeitet in seinem Theaterdebüt auch eigene Erfahrungen, die er als Student in Leipzig gemacht hat. In einem für ihn ungewohnt persönlichen Ton schreibt er an seine Mutter, wie er vom gelehrten Elfenbeinturm zum Theater gekommen ist. »Ich lernte einsehen, die Bücher würden mich wohl gelehrt, aber nimmermehr zu einem Menschen machen.« Mit dieser Einsicht wird auch Damis in »Der junge Gelehrte« konfrontiert. Seine Reaktion fällt allerdings anders als erwartet aus.