herausgegeben von Helmut Glück, Mark Häberlein und Andreas Flurschütz da Cruz
Wolfenbütteler Forschungen Bd. 155
2019. 260 S. mit 5 s/w-Abb.
ISBN: 978-3-447-11137-9
Preis: € 58,-
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Die Adelserziehung in der Frühen Neuzeit hat in den letzten Jahren verstärkt das Interesse der Forschung auf sich gezogen. Dies lässt sich sowohl mit der Renaissance der sozial- und kulturhistorischen Adelsforschung als auch mit dem bildungsgeschichtlichen Interesse an standesspezifischen Ausbildungsformen und –praktiken erklären. Insbesondere die Kavalierstour bzw. Grand Tour als Bildungsreise der europäischen Oberschicht und die damit einhergehenden kulturellen Transferprozesse sind Gegenstand einschlägiger Studien geworden. Obwohl dabei auch Aspekte des Sprachenlernens thematisiert wurden, wird der Erwerb von Fremdsprachen im Kontext der Adelserziehung in diesem Band erstmals im größeren europäischen Zusammenhang aufgearbeitet. Der Adel wurde in der Frühen Neuzeit zu einem wesentlichen sozialen Träger von Kenntnissen moderner Fremdsprachen. Die Höfe wurden in ganz Europa mehrsprachig und der Erwerb „lebender“ Fremdsprachen obligatorischer Bestandteil der Adelserziehung. Die Entstehung eines Netzwerks ständiger Gesandtschaften, die Bürokratisierung und administrative Verdichtung frühneuzeitlicher Territorialstaaten sowie die Herausbildung stehender Heere führten zu einem wachsenden Bedarf an umfassend gebildeten und professionalisierten Diplomaten, höheren Beamten und Offizieren, die sich zu einem beträchtlichen Teil aus dem Adel rekrutierten. Der Band deckt das Thema chronologisch wie geographisch breit ab und nimmt zeitliche Veränderungen sowie Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen europäischen Ländern und Regionen in den Blick. Neben dem hohen und niederen Reichsadel werden der englische, französische, italienische, schwedische, böhmische, kroatische, baltische und russische Adel behandelt. Von besonderem Interesse sind die Zusammenhänge zwischen Fremdsprachenlernen, höfischer Kultur und adeligem Selbstverständnis.