herausgegeben von Patrizia Carmassi, Eva Schlotheuber und Almut Breitenbach
Wolfenbütteler Mittelalter-Studien Bd. 24
2014. 548 S. mit 87 s/w- und 19 Farbabb.
ISBN 978-3-447-10016-8
Preis: € 108,-
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Der vorliegende Band widmet sich der mittelalterlichen Schrift- und Bildungskultur Norddeutschlands und ihrer Bezüge insbesondere zu Skandinavien und den Niederlanden. Der norddeutsche Raum ist kein historisch gegebener, eindeutig zu definierender geographischer Raum, sondern wird erst mit Blick auf verschiedene Phänomene – wie z.B. Sprache, Herrschaft, Kunst- und Literaturproduktion – fassbar. Die Untersuchung dieser vielschichtigen Aspekte ermöglicht aber, eine Region als historische Kulturlandschaft zu begreifen und in ihrer Komplexität wahrnehmbar zu machen. Da der geographische Raum im Mittelalter von seinen Zentren aus erschlossen und beherrscht wurde, zu denen neben Burgen, Residenzen und Städten auch religiöse Institutionen wie Klöster, Stifte und (Pfarr-)Kirchen gehörten, gehen die Beiträge im vorliegenden Band vor allem von den Zentren aus. Sie waren ihrerseits durch ihre Geschichte und ihre Sprache, religiöse und literarische Traditionen, Recht und Gewohnheit geprägt und vermittelten diese als identitätsstiftende Traditionen mit Hilfe aller verfügbarer Medien, in Schrift und Bild, Predigt, Gesang und Dichtung, und zwar nicht zuletzt über Netzwerke, die die weltlichen und geistlichen Höfe untereinander verbanden. In diesem konkurrierenden Miteinander entstand und entsteht letztlich ein Kulturraum. Die Beiträge des vorliegenden Bandes erlauben Einblicke in Literaturproduktion und -austausch, in liturgische Praxis und materielle Kultur, in Schreibbetrieb und die verschiedenen Wege und Ausprägungen literarischer Austauschbeziehungen sowie in die Bedeutung von Regionalsprachen und Übersetzungen für regionale und religiöse Identität. Der Band zeigt nicht zuletzt, dass sich historische Kulturlandschaften nur in interdisziplinärer Zusammenarbeit erschließen lassen.